Was ich so geschrieben habe und schreibe, was ich anderweitig noch so aus mir entlasse, mag hier und da an meine misanthropische Kakteensammlung erinnern. Gelegentlich blüht etwas, oft in schrillen Farben, in bizarren Formen, in unproportionierten Größen, nur einmal im Jahr oder gar nur einmal im Leben. Manches wächst gar nicht, stirbt aber auch nicht. Ich weiß dann nicht so recht – ich glaube, das nennt man Leben.

Es gibt ein ganz wunderbares Buch, das ich all jenen empfehlen möchte, die eine Abneigung insbesondere gegenüber meinen Kopfkindern empfinden, diesen Nebelgeborenen. Es bietet sich wirklich an: Die Figuren in diesem Buch verkörpern in aller Schrägheit und Skurrilität die wahrhaftigsten der Welt. Sie sind in ihrer anrührenden Unvollkommenheit, in ihrem versuchten Liebreiz, in ihrer gelungenen Dummheit, in ihrer ängstlichen Verschlagenheit und in ihrer lebensnotwendigen Selbstliebe von einer hinreißenden Lächerlichkeit, wie sie nur unsere ganz besondere Gattung innerhalb der Lebensvielfalt entwickeln konnte.

Den Nobelpreis, den er 1981 bekam, hätte ich Elias Canetti gern höchstpersönlich ausgehändigt – allein für „Die Blendung“. Dort stecken sie drin, meine Kopfkinder. Alle, alle finde ich dort wieder, nur noch ein bisschen – sagen wir: akzentuierter.

U. B.